New York mit dem Rad entdecken

New York mit dem Rad entdecken

SERIE Die Hinterländer Mountainbiker auf Spurensuche in den USA – Teil 7

Auf der Brooklyn Bridge

Dienstag, 16. September, New York. Am United Nations Plaza sind wir gegen 15.30 Uhr nach einer Fahrradstunde quer durch Manhattan im Deutschen Haus bei der frisch gebackenen Generalkonsulin Brita Wagener zu Gast. Aufgrund des UN-Gipfels, der in wenigen Tagen nur einen Steinwurf entfernt beginnt, hat sie nur wenig Zeit. Als passionierte Radfahrerin will sie es sich jedoch nicht nehmen lassen, uns persönlich kennen zu lernen.

Schon ein Jahr zuvor hatten wir uns an ihren Vorgänger gewandt und um Hilfe beim Zutritt zum militärischen Schutzgebiet in Lakehurst, zum Zugang zur Krone der Freiheitsstatue und um Unterstützung bei der Suche nach amerikanischen Genealogen gebeten. Und Unterstützung haben wir bekommen. Denn allein nur für unseren Ausflug nach Lakehurst wird uns eine Praktikantin zur Seite gestellt.

Doch zuerst einmal geht es auf zwei Rädern durch New York. Was für ein Gefühl, hier Rad zu fahren: Schon im Jahre 1626 kaufte der aus Wesel am Rhein stammenden Peter Minuit dieses Land von den Indianern ab. Seit dem sind deutschstämmige Menschen wesentlich an der Entwicklung von New York beteiligt. Dazu gehört auch der Bau der Brooklyn Bridge, die den gleichnamigen Stadtteil mit der Insel Manhattan verbindet.

Die Brooklyn Bridge

Wir sind etwas überrascht, wie rücksichtslos einige Radfahrer diesen ganz besonderen Rad- und Fußgängerüberweg zu ihrer Rennstrecke machen.

Das lag wohl nicht in der Absicht des deutschen Architekten und Erbauers Johann Röbling (1806-1869). Röbling stammte aus Mühlhausen in Thüringen und hatte mit deutscher Ingenieurskunst dieses weltberühmte Bauwerk zusammen mit seinem Sohn Washington entworfen und gebaut. Auf der anderen Seite angekommen, werden wir mit atemberaubenden Blicken und Bildern auf die Skyline von Manhattan mehr als belohnt.

Dieses Fahrraderlebnis ist übrigens genau so ein Muss wie die High Line, eine 2,5 Kilometer lange – zum Park ausgebaute – Hochbahntrasse. Die neun Meter hohe, früher vom Güterverkehr genutzte Trasse dient heute als Wander- und Fahrradweg, der sich wie ein grüner Faden durch den Süden Manhattans zieht.

Auf Entdeckungstour

In der Regel befinden sich die Radwege ausschließlich links, sind dafür aber teilweise zweispurig ausgebaut. Ist man nicht gerade in der Rushhour unterwegs, zeigen sich die anderen Verkehrsteilnehmer tagsüber defensiv und rücksichtsvoll. Gefahr droht von Bus und Taxifahrern. Grün bedeutet nicht automatisch Grün. Und nachts sollte man auf der Hut vor der gelben Gefahr (Taxis) sein, wie Uli fast um ein Haar schmerzvoll erfahren hätte. Deshalb sollte man sich grundsätzlich rechtzeitig auf den Weg machen, um nicht in den Berufsverkehr zu geraten. Denn wie in Los Angeles lauert für Radfahrer die größte Gefahr in der Unfallflucht.

Die Straßen selbst sind in einem schlechten Zustand, aber unseren Mountainbikes macht das nichts aus. Je weiter man sich jedoch in die Außenbezirke New Yorks entfernt, umso schlechter wird das Angebot an Fahrradwegen. Unverständlich ist für uns, dass es bei der Qualität der Straßen keine Helmpflicht gibt. Nur Radfahrer, die beruflich in der Stadt unterwegs sind, wie Eilboten oder Pizza- und Hähnchenlieferanten, müssen Helme tragen. Viele dieser Zweiradprofis sind jedoch mittlerweile auf E-Bikes unterwegs.

Zu Besuch im Leica Store

War das Radfahren noch vor Jahrzehnten total out, so erfreut es sich jetzt mehr und mehr der Beliebtheit der Amerikaner, wie wir auch schon in San Francisco feststellen konnten. Das sehr gut nachgefragte Verleihsystem der Citybikes floriert auch hier genau wie in europäischen Großstädten.

Abenteurer sorgen mit ihrer alten Leica für Aufsehen

Viele Nutzer – wie auch unser Koch, den wir auf seinem Dienstrad interviewen – beklagen jedoch das hohe Gewicht dieser ansonsten optisch und technisch ansprechenden Leihräder.

Auf Entdeckungstour

War es in den 70er Jahren noch eine Hand voll Radfahrer, die man in Manhattan am Wochenende auf Bikes antreffen konnte, so strömen heute an schönen Wochenendtagen 500 bis 1000 Biker in die Erholungsgebiete. Große Banner animieren, mit dem Rad zur Schule oder zur Arbeit zu fahren. Über 50 Kilometer legen wir schließlich in New York auf dem Sattel zurück.

Am Abend des 16. September sind wir noch von Elliot Kurland, dem Präsident und Inhaber des Leica Store‘s in SoHo, zur Eröffnung der Ausstellung „Namibia entitled Africanae and Chernogirls“ eingeladen. Unsere Hindenburg-Leica, die wir dabei haben, stiehlt den Bildern des bekannten Fotografen Marc Erwin Babej jedoch teilweise die Show.

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